Sommerzeit ist Reisezeit. Eine Zeit, die Koffer zu packen mit all dem was man so braucht, um einen schönen Urlaub zu erleben.
In unserer Kinderdorffamilie Zielke gab es einen besonderen Koffer, einen Zauber- beziehungsweise Notfallkoffer für die Kinder.

Dieser stand jederzeit gut erreichbar sowie griff- und einsatzbereit im Flur neben dem Schrank.
Er war für keine Reise irgendwohin bestimmt, sondern für eine Reise wieder zurück zu sich selbst. Gedacht für schwierige Momente und Zeiten. Unsere Kinder  überlegten gut, was alles in den Koffer hinein sollte. Und so wanderten Bücher, Autos, eine Rakete, ein Geduldsspiel, ein Prismenglas, ein JoJo, ein Kreisel, eine CD und Cassetten, Karten, ein Vogelbestimmungsbuch, eine gut duftende Hautcreme und ein Parfüm in den Zauberkoffer.

Koffer der Erinnerung
Mittlerweile allerdings sind alle Kinder groß und aus dem Haus. Diesen Koffer jedoch, den gibt es immer noch – mit letztgenutzter Originalfüllung.
Als ich jetzt noch einmal den Koffer durchsah fand ich einen handgeschriebenen, ziemlich zerknitterten Zettel von dem Jungen, welcher diesen Koffer am meisten gebraucht und genutzt hat.
Er hatte darauf „Heiliger Koffer“ geschrieben und ich glaube, genau so war es für ihn damals als kleines Kind auch.
Ich bin diesem kleinen, in die Jahre gekommenen, Koffer sehr dankbar. Stets war er da und hat viele stürmische Zeiten hindurch unserer Familie gute Dienste geleistet und so manche Woge geglättet.
Ich frage mich sogar gerade, ob so ein kleiner Koffer für mich nicht auch hilfreich wäre in Zeiten wo ich mich verrenne, verzweifelt, wütend oder festgefahren bin. Ein Koffer gefüllt mit Dingen, die mir helfen wieder zu „mir“ zu kommen.

Der Koffer wäre ja schon da! Und Ideen hätte ich auch!…

Ihre Marion Zielke, ehemalige Hausleiterin