Hermannsburg: Seit 25 Jahren arbeitet Urte Joyce beim Albert-Schweitzer-Familienwerk in Hermannsburg. Dabei zeigte sie sich stets flexibel und half dort mit, wo sie gebraucht wurde.

Urte Joyce (rechts) mit Teamleitung Silvia Luft (links) und Kollegin Sara Scheller (Mitte)

Urte Joyce (rechts) mit Teamleitung Silvia Luft (links) und Kollegin Sara Scheller (Mitte)

So engagierte Urte Joyce sich im Laufe der Jahre in vielen verschiedenen Bereichen. Zum Beispiel war sie für das Projekt „Arbeiten und Lernen“, in der Cafeteria, in der Waschküche, in der Großküche und in der Jugendwohngruppe Waldstraße tätig. Seit einigen Jahren ist Urte Joyce Ausbilderin in der Hauswirtschaft und wird von den KollegInnen und den TeilnehmerInnen gleichermaßen geschätzt. Teamleitung Silvia Luft betonte kürzlich bei der kleinen Jubiläumsfeier: „Hier bist du genau richtig. Aus meinem Team lasse ich dich nicht wieder gehen!“

„Ich möchte nicht einen Tag davon missen“, sagt auch Urte Joyce über ihre Zeit bei uns. Sie ist dankbar: „Ich arbeite in einem großartigen Team, mit großartigen KollegInnen. Teilweise fühlt es sich an wie eine zweite Familie.“
Dann beginnt sie zu sinnieren: „Eine lange Betriebszugehörigkeit könnte theoretisch auch als statisch wahrgenommen werden und negative Auswirkungen auf die Karriereentwicklung haben. Ich selbst habe das aber nie so erlebt. Ich konnte mich in den 25 Jahren beim Albert-Schweitzer-Familienwerk permanent weiterbilden, habe gelernt flexibel zu sein, mich immer wieder auf Neues einzulassen und in vielen Abteilungen gearbeitet.“

Im Interview erinnert sich Urte Joyce gerne und ausführlich an die ereignisreichen Jahre und blickt voller Dankbarkeit zurück:

Im November 2000 wurde ich als Praxisanleiterin im Projekt „Arbeiten/Lernen“ eingestellt. Das Projekt richtete sich an junge Erwachsene ohne Berufsausbildung. Arbeitsschwerpunkt war der Einsatz in unserer Cafeteria, die regelmäßig für BewohnerInnen und Mitarbeitende, aber auch für externe BesucherInnen geöffnet wurde. Mit den Projekt-TeilnehmerInnen haben wir viele leckere Backwaren hergestellt und für einen freundlichen Service und eine gemütliche Atmosphäre gesorgt. Regelmäßig kamen auch Verwandte, gesetzliche BetreuerInnen sowie eine Gruppe HermannsburgerInnen zum Kaffee trinken und zum Klönen. Das hat sehr viel Spaß gemacht!

Eine andere Sache aus dieser Zeit vergesse ich nie:
Unser damaliger Einrichtungsleiter Herr Eschment war sehr lösungsorientiert und als ich während des Kriegseinsatzes meines Mannes, Schwierigkeiten mit der Kinderbetreuung hatte, durfte ich meine kleinen Söhne mit zur Arbeit bringen. Für einige BewohnerInnen war dies eine große Freude. Sie haben mit ihnen Fußball gespielt oder sie im Bollerwagen über das Gelände gezogen. Viele von ihnen erkundigen sich heute noch nach meinen Söhnen.

Später arbeitete ich als Praxisanleiterin in der hauseigenen Wäscherei. Mit zwei Kolleginnen und den Auszubildenden der Hauswirtschaft erledigten wir im Schichtsystem die Wäsche der gesamten Einrichtung. Zusätzlich boten wir für externe KundInnen einen wöchentlichen Mangeltag an. Zusätzlich absolvierte ich eine Weiterbildung zur Hygienebeauftragten für Einrichtungen der stationären und ambulanten Pflege. Im Jahr 2010 wurde die Wäsche zum Teil an eine externe Wäscherei gegeben und ich wechselte in die Großküche. Hier habe ich von dem Team sehr viel gelernt. Vor allem Frau Stankewitz hat mir viel Neues beigebracht.

Im Herbst 2015 wurde ich dann für den Bereich „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ eingesetzt. Durch meine guten englischen Sprachkenntnisse fand ich schnell Zugang zu den Jugendlichen und gewann ihr Vertrauen.

Die damalige Einrichtungsleitung Frau von Zimmermann ermöglichte mir die berufsbegleitende Teilnahme an der Zusatzausbildung zur „Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung in Werkstätten für behinderte Menschen und ähnlichen Einrichtungen“. Mit dieser Ausbildung konnte ich in der stationären Jugendhilfe im Gruppendienst, Wochenenddiensten und Nachtbereitschaften eingesetzt werden. Ich danke Frau von Zimmermann für ihr großes Vertrauen und ihre Wertschätzung!

Aufgrund eines Personalwechsels wurde ich dann gebeten, teilweise in der stationären Jugendhilfe und auch als Anleiterin im Ausbildungsbereich Hauswirtschaft zu arbeiten. Frau Luft, Teamleitung in diesem Bereich, hat mehrere Jahre dafür gekämpft, dass ich als Ausbilderin anerkannt wurde, da es mir zeitlich nicht möglich war, berufsbegleitend einen Meisterlehrgang zu besuchen. Vielen Dank dafür!

Während der Corona-Pandemie wurde ich vom Landesgesundheitsamt zur Testerin ausgebildet und schulte viele meiner KollegInnen. Ich war für die Beschaffung der Schutzausrüstung und Tests zuständig und half Frau Luft bei der Organisation der Impfungen.

Seit 2019 bin ich in Vollzeit im Ausbildungsbereich Hauswirtschaft tätig, davon aber an einem Tag der Woche als Hygienebeauftrage für die Heilpädagogische Einrichtung. Hier bestelle ich alles, was an Reinigungsmaterialien benötigt wird und schule MitarbeiterInnen. Seit dem letzten Jahr bin ich außerdem die Teamleitung von drei Reinigungskräften, welche in der ganzen Einrichtung eingesetzt werden.

In dem ich „Albert“ – so nenne ich meinen Arbeitgeber – lieben gelernt habe. Diese Einrichtung gehört zu meinem Leben dazu.
„Eine lange Betriebszugehörigkeit könnte auch als statisch wahrgenommen werden, was potenziell negative Auswirkungen auf die Karriereentwicklung haben kann“ …dies habe ich nicht so erlebt. Ich konnte mich in den 25 Jahren permanent weiterbilden, habe gelernt flexibel zu sein, mich immer wieder auf Neues einzulassen und in vielen Abteilungen gearbeitet.
Ich möchte nicht einen Tag davon missen. Ich arbeite in einem großartigen Team, mit großartigen KollegInnen. Teilweise fühlt es sich an wie eine zweite Familie. Ich bedanke mich auch bei meiner Kollegin Sara für ihre Geduld, wenn ich andere Aufgaben als Hygienebeauftragte wahrnehme und nicht im Ausbildungsbereich tätig sein kann.

In unserem Bereich hat sie sich sehr zum Positiven entwickelt. Es ist fantastisch, dass junge Menschen mit einem Reha Status 3 durch Förderung und eine fachreduzierte Ausbildung den ersten Arbeitsmarkt erreichen können, dass sie nach Beendigung der Schulpflicht nicht automatisch in eine Werkstatt für behinderte Menschen vermittelt werden. Für uns ist es teilweise sehr herausfordernd, sich auf die individuellen Bedürfnisse unserer TeilnehmerInnen einzustellen und dennoch die Inhalte des Ausbildungsrahmenplanes der Landwirtschaftskammer einzuhalten. Dafür freue ich mich jedes Mal aufs Neue, wenn wir es schaffen, TeilnehmerInnen nach einer dreijährigen Ausbildung „Fachpraktiker der Hauswirtschaft“ zu nennen.

In diesem Jahr kam eine weitere Neuerung hinzu: die Ausbildung Hauswirtschaft erweiterte sich um den Bereich „personenorientierte Serviceleistungen“. Dies ermöglicht den angehenden Fachkräften ein noch größeres Einsatzgebiet. Dass es uns den vergangenen Jahren gelungen ist, alle TeilnehmerInnen, die es wollten, nach der Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, freut mich besonders.

Familie, Respekt, Vertrauen, Loyalität, Flexibilität, Leistung, Glück, Optimismus, Pragmatismus.

Auf die Begrüßung der BewohnerInnen. Auf mein Team und KollegInnen. Auf die Aufgaben des Tages.

Die Unterstützung und Liebe von meiner Familie, FreundInnen und KollegInnen. Das Erleben von Gemeinschaft und guten Gesprächen. Das Vertrauen in mich selbst, mich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Die vielen neuen Freundschaften, die ich in den letzten 25 Jahren gewonnen habe. Dass ich einen Beruf ausübe, der mir immer noch Spaß macht und die Möglichkeit bietet ständig dazuzulernen und mich weiterzuentwickeln. Und für die kleinen Siege im Alltag und Momente, in denen man auf Vergangenes zurückblickt und denkt: „Ich habe es geschafft“

Gesundheit, Glück, Freude und Erfolg.

Ansprechpartnerin:

Simone Schulze

Öffentlichkeitsarbeit
T 0 50 52 / 98 71 21