Einige Teilnehmende der Gruppe „Farbenfroh“:  Ihre künstlerischen Werke können noch bis zum 6. Juli in der Northeimer St. Sixti Kirche angeschaut werden.

Wiensen/Northeim – Einmal in der Woche verwandelt sich ein altes, malerisches Fachwerkhaus in Wiensen mit seinem liebevoll gestalteten Garten in einen besonderen Ort: den Malort. Hier treffen sich jede Woche 7 Erwachsene um gemeinsam künstlerisch tätig zu werden. Sie sind Teilnehmende der Reha-Gruppe „Farbenfroh“. Die Reha-Gruppen sind ein Angebot der Albert-Schweitzer-Wegbegleiter und unterstützen in ganz Südniedersachsen Erwachsene, die von psychischer Erkrankung bedroht oder betroffen sind, auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe.

Kreatives Erleben als Form der Selbstaktivierung

Ursula Theiß und Bettina Wenzel moderieren die Kreativ Reha-Gruppe „Farbenfroh“ im Rahmen des Reha-Gruppenangebots. In einem freien, geschützten Raum geschieht Ausdruck und Begegnung – Kreativität wird ausgelebt.  Themen sind in diesem Konzept nicht vorgegeben.  Diese Offenheit ermöglicht es den Teilnehmenden, eigene Themen zu entdecken, zu verarbeiten und in eine künstlerische Form um zu setzen.
Ein wichtiger Bestandteil der Treffen ist der regelmäßige Austausch bei Kaffee, Tee und gemeinsamen Singen mit Gitarrenbegleitung durch eine Teilnehmerin.

Mit der eigenen Kunst ein Teil des Ganzen sein

Zurzeit erfährt die Gruppe ein ganz besonderes Highlight: Die Teilnahme an der künstlerischen Gemeinschaftsausstellung „Träume!“ mit Ausstellungsorten in Northeim, Fredelsloh und Einbeck.

„Die Herausforderung besteht darin, sich selbst wert zu schätzen, in dem, was man tut sowie sich auf die eigene Kreativität einzulassen und ihr Gestalt zu geben,“ sagt eine Teilnehmende.
Das Thema „Träume“ wurde von jeder und jedem Einzelnen individuell umgesetzt. Eine spannende und aufregende künstlerische Reise begann: „Was für einen Traum habe ich?“  „Wie kann ich das darstellen?“
Es entstanden unterschiedlichste Skulpturen mit den verschiedensten Materialien. Sie reichten vom Kaninchendraht über Glasflaschen und Pappmache bis hin zu Deko-Elementen und Naturmaterialien wie Holz und Moos. Alle waren füreinander da und unterstützten sich gegenseitig. Dieses Wachstum und die Dynamik innerhalb der Gruppe zu erleben, war für jede und jeden sehr wertvoll. Die gruppe ist sich einig: Sich gegenseitig Mut zu machen und mit dem anderen Staunen, über das, was entsteht, war einfach toll!

Gemeinsam entstanden über einen Zeitraum von acht Wochen Skulpturen, die noch bis zum 6. Juli in der St-Sixti-Kirche in Northeim ausgestellt sind.  So erleben gerade alle Teilhabe im öffentlichen Raum. Sie sind zurecht stolz auf ihre wundervollen Werke mit folgenden Titeln: „La Fleure“, „Liebe erblüht“, „Die Geheimnisvolle“, „Um die ganze Welt“, „Zurück zum Ursprung“, „Leben ist Veränderung“, „glauben, lieben, hoffen“.

Besonders wertschätzend für unsere Gruppe war auch, dass Menschen aus der Gruppe der Holzwerkstatt in Northeim für jede einzelne Skulptur einen maßgeschneiderten Galeriesockel angefertigt haben. Danke für diese professionelle Unterstützung.

Besondere Momente, die bleiben

Fast alle aus der Gruppe kamen zur Ausstellungeröffnung. Am Tag zuvor mischten sich schon Stolz und Aufregung, als sie gemeinsam ihre Werke in die Kirche brachten. Sowohl die öffentliche Vorstellung am Tag der Ausstellungseröffnung mit vielen regionalen Kunstschaffenden und Gästen als auch das Konzert bleiben in Erinnerung.  Und für eine zusätzliche Überraschung sorgte die Abbildung der Skulpturen auf einem Foto in der Tageszeitung. Alles zuammen bildeten ganz besondere und unvergessene Momente. Stolz, Anerkennung und Selbstbewusstsein waren spürbar und das sind Erfahrungen, die weit über das künstlerische Projekt hinausgehen und zeigen, warum Reha-Gruppen einen so wichtigen Teil der Angebotsstruktur für psychisch erkrankte Menschen darstellen. Da bleibt nur, den sieben Künstlern und Künstlerinnen zu ihrer herausragenden Gemeinschaftsleistung zu gratulieren.