Teilnehmende der Reha-Gruppe Holz zusammen mit einem ihrer Moderatoren am Werktisch. Das abgebildete Spielbrett ist in Eigenleistung einer der Teilnehmerinnen während der Gruppentreffen entstanden.  

Reha-Gruppen bieten einen geschützten Rahmen zu mehr Teilhabe und gezielter Alltagsbewältigung


(Northeim / Südniedersachsen) – „Manchmal muss man einfach ins Tun kommen!“ – Das soll kein weiterer gut gemeinter Ratschlag sein, sondern spiegelt eins zu eins die Erfahrung von drei Teilnehmenden der Reha-Gruppe Holz von den Albert-Schweitzer-Wegbegleitern.
Rauszukommen aus der Einsamkeit und einem manchmal nur schwer zu bewältigenden Alltag, sowie das Ankommen unter Gleichgesinnten sind zwei der aufmunternden Belohnungen dafür ins Tun zu kommen. Jeden Freitag trifft sich die Reha-Gruppe Holz in Northeim und es gibt noch viele weitere Interessengruppen in den Landkreisen und Städten Northeim und Göttingen. Und das Schönste: Neue Mitglieder sind immer willkommen!

Was ist eine Reha-Gruppe?

Die Reha-Gruppen der Albert-Schweitzer-Wegbegleiter vom Albert-Schweitzer-Familienwerk e.V. sind ein einfach zugängliches Angebot zur Unterstützung der Alltagskompetenz und Selbstbestimmung. Dieses Angebot richtet sich an erwachsene Menschen mit psychischer Erkrankung. In einer Gesellschaft, in der psychische Erkrankungen immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, ist es auch wichtig, Betroffenen ein fundiertes Hilfs- und Unterstützungsangebot zu bieten. In den Reha-Gruppen treffen sich die Teilnehmenden in der Regel einmal wöchentlich in einem geschützten Rahmen, treten in Kontakt und Austausch, gehen gemeinsamen Interessen nach und unterstützen sich gegenseitig. Dabei erfahren sie nach und nach eine freiere Form der Selbstentfaltung.  Jeder wächst in seinem eigenen Tempo über sich hinaus und niemand ist dabei allein. Zwei Gruppenmoderatoren mit pädagogisch qualifiziertem Hintergrund unterstützen die Teilnehmenden dabei so viel wie möglich, doch bewusst auch so wenig wie nötig. Darüber hinaus dienen sie jederzeit als Ansprechpartner für die Anliegen der Gruppenmitglieder.

Kontaktmöglichkeiten

Um an dem Angebot teilnehmen zu können, reicht eine kurze Kontaktaufnahme, alles weitere wird dann in Ruhe besprochen und geregelt. Im Internet unter www.reha-gruppen.de  gibt es mehr Informationen. Fragen kann man sowohl telefonisch unter: 0551-54 70 313, als auch per E-Mail an: stellen.

„Wir möchten Menschen in schwierigen Lebenssituationen eine Plattform zum Austausch und zur gemeinsamen Unterstützung bieten. Um sich zu treffen, Erfahrungen zu teilen, sich zu unterstützen oder auch um einfach nur in Gesellschaft zu sein. Dabei geht es uns nie um die persönliche Situation des Einzelnen. Jeder kann und keiner muss Einzelheiten von sich preisgeben. Aber unser geschützter Rahmen auf Basis gemeinsamer Interessensaktionen bietet jedem individuelle Möglichkeiten der Teilhabe und des Ausprobierens“ betont der Gruppenmoderator.

Wie funktioniert „Reha-Gruppe“?

Erika fühlt sich sichtlich wohl in einer Reha-Gruppe; schon von Anfang an ist sie dabei. Die 79-Jährige startete damals in der Malgruppe. Sie findet, dass es ein ganz wichtiger Aspekt ist, dass niemand irgendwelche Gründe darzulegen braucht, warum man eine Reha-Gruppe besucht. „Alles kann, aber nichts muss“ ist ein Leitspruch, den alle Teilnehmenden in der Holzgruppe gern unterschreiben und der sich wunderbar mit der offiziellen Leitlinie der Albert-Schweitzer-Wegbegleiter deckt: „Klienten sind die Experten für ihr Leben“. Im geschützten Rahmen der Gruppe probiert man sich aus, erfährt Unterstützung und Verständnis, befindet sich aber auch in einer Situation für persönliches Wachstum und neue Erkenntnisse. Gerade im sozialen Miteinander kann man lernen, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ihre Umsetzung wahrzunehmen und auch einen gestärkten Umgang mit der Einhaltung der eigenen Grenzen erfahren. Jeder ist verschieden – so auch in der Gruppe – und der respektvolle Umgang miteinander, ein vertrauensvoller Umgang sowie die moderierte Begleitung durch die pädagogisch ausgebildeten Gruppenleiter, helfen auf dem Weg zurück zu mehr Eigenstärke und Selbstwertempfinden.

Sich dabei noch mit Themen und Aktionen beschäftigen zu können, die einem einfach Freude bereiten – wie im Fall der Holzgruppe der Umgang mit dem Naturmaterial und das Bearbeiten des Holzes –  ist eine weitere hilfreiche Komponente für diesen neuen und erfüllenden Weg. Also nichts wie auf: Raus aus der Einsamkeit – und Ankommen unter Gleichgesinnten. Die Türen stehen jederzeit offen und jeder ist herzlich Willkommen. Wer übrigens nicht weiß, wie der Gruppentreffpunkt erreich werden soll oder sich die öffentlichen Verkehrsmittel nicht zutraut: Auch über eine Beförderungsmöglichkeit ohne weiteren Aufwand kann im Rahmen des Angebots gesprochen werden.