Den ganzen Tag haben immer Erwachsene das Sagen. Gut, manchmal haben sie auch recht, aber heute kommen nur Kinder zu Wort.“ So begrüßte Moderatorin Leonie die 200 geladenen Gäste zum Auftakt der großen Veranstaltung anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Kinderdorfs des Albert-Schweitzer-Familienwerks im Uslarer Forstgarten.

Und so verlief auch der Sonntagnachmittag in Uslars Innenstadt: Die Kinder hatten das Kommando. Denn nach der Ausstellungseröffnung im Forstgarten wandelten alle mit vielen erwachsenen Begleitern durch die Kunstmeile Innenstadt, die von 160 Mitwirkenden aus den Kinderdorf-Einrichtungen bestückt wurde, zum Graftplatz.

Dort stand „herrH“ auf der mobilen Bühne des Kulturbahnhofs: Das ist Simon Horn aus Lippstadt. Er steht für neue deutsche Kindermusik mit lustigen Mitmachliedern, lauten Bässen und Beats, viel Nebel und Konfettibombe zum Abschluss. Auch hier freuten sich die Gastgeber über ein volles Haus.

Bei der Ausstellungseröffnung gelang den Gastgebern mit den Beiträgen der Kinder vor allem, den Besuchern einen Einblick in das Kinderdorf und seine Einrichtungen zu gewähren. Leonie, Abby und Mandy, Sindy und Leon, Lia und Michaela, Fynn und Selvi stellten sich und ihr Umfeld, ihre Gedanken und Wünsche sowie ihre Kunstwerke vor, die sie sich ausgedacht haben.

Darunter befinden sich ein Geburtstagsbaum, bunte Fahrräder, ein Mobile mit Schuhen, Puppen an Häusern und Regenrinnen, lustiger Baumschmuck und bunte Blumenkästen. Das Spektrum ist groß und umfasst etwa 60 Kunstwerke in Anlehnung an 60 Jahre Kinderdorf. Viel Applaus erhielt unter anderem Selvi bei der Vorstellung ihres Projektsmit dem sich die 34-jährige Bewohnerin des Jugendwohnens, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, für Barrierefreiheit in Uslar einsetzt.

Sie überreichte Bürgermeister Torsten Bauer und Landrätin Astrid Klinkert-Kittel Denkzettel. Darauf steht, dass sie für ausschließlich ebenerdige Bürgersteige sorgen werden, dass alle Geschäfte und Lokale barrierefrei zu erreichen sind und keine Toiletten mehr mit steilen Treppen und in dunklen Kellern zugelassen werden.

Im Forstgarten, in dem sich die Gäste, darunter der Vorstandsvorsitzende des Familienwerks, Dr. Omar Mahjoub, vor allem die schattigen Plätze aussuchten, gab es doch zwei Ausnahmen, was die Regel betraf, nur Kinder haben das Sagen: Zauberclown Andy Clapp sorgte für Kurzweil zwischendurch. Und Kinderdorfleiter Harald Kremser überreichte einen großen Blumenstrauß an Uschi Theiß: Sie hatte nicht nur die Idee für die Kunstmeile, sondern war auch Organisatorin.

Dankbar zeigt sich das Familienwerk, das zum Kinderdorf-Jubiläum übrigens auch einen offiziellen Festakt am 27. November vorgesehen hat, gegenüber allen Helfern und Beteiligten, unter anderem auch beim Landkreis und der Stadt für die unkomplizierte Hilfe in Corona-Zeiten.

Kinder und Pädagogen hatten spontan entschieden, am Sonntag Spenden zu sammeln zugunsten der Unwetteropfer im Westen Deutschlands. Und Moderatorin Leonie fand rührende Schlussworte über das Geburtstagskind Kinderdorf: „Ich wünsche mir, dass alles so weiterläuft und die Kinderdorfidee weiterlebt. Dann können noch viele andere Kinder so ein schönes Zuhause haben wie wir.“

Danke an die HNA