Die Druckvorbereitungen fanden in der Familienwerksgeschäftsstelle in Uslar statt

Südniedersachsen: Der 5. Mai markiert seit über 30 Jahren den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Auch in diesem Jahr engagierten sich in Göttingen zahlreiche Einrichtungen und Betroffene dafür, auf die Belange insbesondere von Menschen mit seelischen Behinderungen aufmerksam zu machen.

Ein zentrales Projekt stammt aus der AG Tagesgestaltung im Sozialpsychiatrischen Verbund Göttingen, einem Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen, die sich für soziale Teilhabe und tagesstrukturierende Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen einsetzen. Im Vorfeld der Protestaktionen entstand ein besonders kreatives und gemeinschaftliches Vorhaben: Die „Wegbegleiter“ – ein Teil der AG – gestalteten gemeinsam mit anderen Gruppen insgesamt 21 Plakate, um seelische Behinderungen sichtbar zu machen und das gesellschaftliche Tabu zu brechen.

„Seelische Behinderungen müssen mehr in den Blick genommen werden. Sie sind immer noch ein Tabu-Thema. Dafür braucht es Offenheit in der Bevölkerung“, sagt Sabine Junge, eine Teilnehmerin aus Göttingen, die selbst Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen gemacht hat. Die Plakate entstanden unter anderem in der Tagesstätte Trialog der AWO in Göttingen. Der Druck erfolgte in der Geschäftsstelle des Albert-Schweitzer-Familienwerks in Uslar – ein schönes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit verschiedener Akteure.

Seit zwei Wochen liefen die Vorbereitungen für die Demonstration am 7. Mai um 16:00 Uhr in der Göttinger Innenstadt. Sie stand unter dem Motto „Neustart Inklusion“ und war ein Teil des 30-jährigen Jubiläums des Protesttags. „Bis zur echten Gleichstellung ist es noch ein weiter Weg“, erklärt Magdalene Breilmann, Bereichsleiterin der Reha-Gruppen im Verbund. „Gerade die Stigmatisierung von seelischen Behinderungen fördert die Isolation. Doch soziale Teilhabe ist ein wesentlicher Faktor für psychische Gesundheit.“

Die Vorbereitungen waren intensive Teamarbeit – aber auch von Freude und Kreativität geprägt. „Harte Arbeit mit Freude“, so beschreibt Sabine Junge das Engagement der Gruppe. Die 21 entstandenen Plakate wurden schließlich am 7. Mai bei der Demonstration in Göttingen präsentiert und sollten ein sichtbares Zeichen gegen Ausgrenzung und für mehr Offenheit und Teilhabe setzen.